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Im Herzen des Bliesgaus
 

Der Annahof


Die Sägemühle, die Wohnung für den Müller und seine Familie und der Ökonomiebetrieb, den der Reichsgraf Franz 1773 seiner Gemahlin zu ihrer freien Verfügung überschrieben hatte, waren an den Sägemüller verpachtet. Für den Eigenbedarf erwarb deshalb die Gräfin Marianne 1788 ein nahe gelegenes Landhaus. Das Baudatum des Gebäudes ist bis heute unbekannt.

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Bild 2
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Der Annahof, so wie er heute dem Betrachter entgegentritt, ist das Ergebnis von vier Bauphasen. Das ergab die Forschungsarbeit von Ralf Schneider, der heute als Architekt bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig ist. Der älteste Bestand (Bauphase 1) ist das noch vollkommen erhaltene Herrenhaus.


Es dürfte aber nicht lange vor 1781 erbaut worden sein, da es stilistisch den gängigen Formen des Frühklassizismus entspricht. Das Gebäude war nach den Untersuchungen von R. Schneider wohl ohne Seitenflügel konzipiert.

Bild 3, Annhof um 1920, also vor dem Anbau des Wintergartens durch Rudolph Kröll


Das Herrenhaus war unterteilt  in zwei Vollgeschosse und besaß ein Walmdach. Dem niedrigen Erdgeschoss folgte ein etwas höheres Obergeschoss. Das Herrenhaus besaß einen zentralen, breiten Flur mit einem Treppenhaus. Er bildete die Querachse des Gebäudes. Zu beiden Seiten des Flurs lagen jeweils zwei Zimmer. Diesen Grundriss fand man in dieser Zeit bei Landhäusern sehr häufig.


Marianne von der Leyen baute dieses Landhaus als Ökonomiegut um, als einen Landwirtschaftsbetrieb mit Fahr-, Milch- und Zuchtvieh und einem Vogelhaus. Das Herrenhaus wurde als Wohnraum für die Gräfin eingerichtet. In einer zweiten Bauphase wurde der bereits vorhandenen Mitteltrakt durch zwei Rundflügel ergänzen. Dadurch entstand ein ovaler Hof. Zwei viereckige, massive niedrige Türme mit Zeltdächern flankierten die Hofeinfahrt.


Eingebunden war dieses Bauwerk in eine planmäßig angelegte Gartenlandschaft. Hier standen auch einige Gartenbauten. Neben der schon erwähnten Burgruine  ließ die Gräfin u.a. einen zeltartigen Pavillon  („Türkenzelt“) und einen chinesischen Turm errichten.


Am 14. Juli 1789 brach in Paris die Revolution aus. Als die Nachricht davon unsere Region erreichte, verbreitete sich in den Herrschaftsschlössern von Blieskastel, Saarbrücken und Homburg Angst und Schrecken. Im Dezember des Jahres 1792, als man begann Sicherherheitsvorkehrungen für einen Krieg zu treffen, gab die Gräfin Marianne von der Leyen den Annahof und ihr Gut "Bon Voisin", den Roten Bau, an die Hofkammer ab. Sie nahm dafür das "Kleingut Schwesterntal" im heutigen Schwesterntal in ihren Privatbesitz. Durch diese Maßnahme sind die beiden Gebäude nicht durch die französischen Revolutionstruppen zerstört worden, sondern nur das Gut Schwesterntal.


Am 2. September 1807 kaufte Johann Jakob Schaller bei der Versteigerung der Leyengüter neben der Mühle mit dem Weiher auch den Annahof.  Im folgenden Jahr, am 24. April 1808, verpachtete er ihn an seinen Schwager Pierre Jungblut. 1828 verstarb Johann Jakob Schaller und hinterließ seinen Besitz seiner Frau, die ihn 16 Jahre lang bewirtschaftete. 1844 teilte sie dann ihren Besitz unter ihren Kindern auf. Ihr Sohn Felix, er war Landwirt, bekam die Äcker, die Wiesen und den Wald um den Annahof. Und er kaufte dazu von seinem Bruder Erwin noch den Annahof, den dieser geerbt hatte. Felix Schaller war 20 Jahre lang Bürgermeister in Niederwürzbach (1848 - 1868). Wer anschließemd Besitzer des Annahofes war, ist bis heute nicht bekannt.


Rudolf Kröll, der Großvater der heutigen Besitzerin und Generaldirektor der Völklinger Eisenwerke, kaufte 1917 neben dem Weiher mit der Mühle auch den Annahof. Er ließ ihn 1920 in einer dritten Bauphase grundlegend renovieren und vergrößern. Im Herrenhaus ließ er das Treppenhaus verlegen und einen Wintergarten anbauen.


Zudem wurden die halbrunden Seitenflügel  auf doppelte Gebäudetiefe vergrößert und vier Türme an der Nordseite des Gebäudes errichtet. Einer von ihnen wurde im Verlauf des Zweiten Weltkrieges durch Granatenbeschuss zerstört und nicht wieder aufgebaut.


Nach seinem Ableben im Jahre 1928 ging der Besitz auf die Erbengemeinschaft Kröll über. Das waren Sophie Kröll und ihre Kinder Katharina, Luise und Edmund. Ab dem Jahre 1949 bewirtschaftete Otto Knoke zusammen mit seiner Frau den Hof bis zu seiner Pensionierung. Im Jahre 1986 kauften dann Jürgen und Doris Kaffke, die Tochter von Otto Knoke den Annahof von der Erbengemeinschaft Kröll.


In den folgenden Jahren ließ die Familie Kaffke den Annahof wiederum grundlegend renovieren. Das war die vierte Bauphase. Im Ostflügel wurde ein Hotel eingerichtet, im  Westflügel ein Restaurant. Das Restaurant Annahof besitzt einen schönen Biergarten mit Blick auf den Weiher und ist heute ein gern und viel besuchter Ort.  


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Bild 4
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(Quelle:  Bild 1/2/4/5   Norbert Noll   Niederwürzbach  -  Bild 3  Stadtarchiv Blieskastel Fotosammlung  4927)

 
 
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